Versicherungsmedizinische Bildungsangebote: Interview mit Dr. med. Andreas Scheiwiller
Seit 2020 ist Dr. med. Andreas Scheiwiller beim RVK als Leiter des Versicherungsärztlichen Dienstes tätig. Er führt einen Pool von rund 60 auf Mandatsbasis tätigen Ärztinnen und Ärzten verschiedenster Fachrichtungen, welcher jedes Jahr Tausende von Fällen bearbeitet. Mit dieser enormen Erfahrung ist Andreas Scheiwiller prädestiniert, sein Fachwissen im Rahmen der RVK-Bildungsangebote als Referent an unseren Teilnehmendenkreis weiterzugeben. Im Interview beantwortet er uns Fragen zu seiner Tätigkeit und den versicherungsmedizinischen Weiterbildungen des RVK.
Andreas, du bist bereits seit vier Jahren als leitender Vertrauensarzt beim RVK tätig. Welche Erfahrungen hast du bisher im Austausch mit unseren Kunden gemacht?
Unsere Kunden sind vielfältig, reichen von Krankenversicherern über Unfall- und Taggeldversicherer bis hin zu Pensionskassen. Entsprechend vielfältig sind die versicherungsmedizinischen Fragestellungen der zu bearbeitenden Fälle. Zudem ist die Grösse unserer Kunden sehr variabel – von kleinen regionalen Versicherungen bis zu grossen, schweizweit tätigen Unternehmen. Entsprechend werden Anforderungen an die Sprachkenntnisse gestellt, um Stellungnahmen in den drei grossen Landessprachen machen zu können. Der direkte Austausch mit den Versicherungen ist sehr wertvoll und hilft, die gegenseitigen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen besser zu verstehen.
Gibt es Themenfelder oder Fragestellungen, welche regelmässig bei unseren Kunden für Missverständnisse sorgen?
Die versicherungsmedizinische Landschaft ist komplex. Es kann in verschiedenen Bereichen zu Fragen und Missverständnissen kommen. Umso hilfreicher ist es, wenn auf Versicherungsseite die Fallbearbeitenden möglichst gute Grundkenntnisse zu Anatomie, Physiologie und Krankheitsbildern haben. Aber auch Basiskenntnisse zu Arbeitsunfähigkeit und über Rahmenbedingungen für Arbeitsversuche helfen, um Fälle mit Ziel berufliche Reintegration richtig zu steuern. Wenn seitens BAG neue Verordnungen erlassen werden, fehlen oft konkrete Anleitungen zur Umsetzung in der Praxis. Dies heisst dann für alle Beteiligten: zusammen schrittweise Erfahrung sammeln. Hier ist der Austausch zwischen Versicherung und Vertrauensärztin/-arzt sehr wichtig.
Zudem bist du als Referent an zwei versicherungsmedizinischen Weiterbildungsangeboten des RVK beteiligt. Wie nimmst du dort das Publikum wahr, und wie gehst du im Unterricht mit den herausfordernden Fragestellungen um?
Die Teilnehmenden kommen von verschiedenen Versicherern und bekleiden dort unterschiedliche Funktionen. Es ist in den Kursen sehr spannend, zu erfahren, wie die gleiche Thematik je nach Versicherer unterschiedlich gehandhabt wird. Ich versuche, in den Kursen möglichst flexibel zu sein und auf die individuellen Fragestellungen einzugehen, welche die Teilnehmenden in ihrer Fallarbeit beschäftigen. Das Ziel ist, den Kursbesuchenden etwas mitgeben zu können, was sie in ihrer praktischen Arbeit unterstützt.
Inwiefern profitierst du für deinen beruflichen Alltag von deiner Tätigkeit als Referent?
Die Kurse sind eine gute Plattform, um voneinander zu erfahren, was erwartet und was benötigt wird, um die jeweiligen Aufgaben möglichst gut lösen zu können – sowohl vonseiten Versicherer als auch vonseiten Vertrauensarzt. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich das gegenseitige Kennenlernen an solchen Kursen positiv auf die künftige Fallarbeit auswirkt.
Ich danke dir vielmals für das Gespräch, Andreas.
Philipp Dünki, Produktmanager Bildung & Events,
041 417 05 63, p.duenki@rvk.ch